Unser Weg vom Bauernhaus zum Jugendhaus für Oberösterreich bis hin zum heutigen Gästehaus
Als meine Großmutter 1939 das Haus in Castelfeder gekauft hat, war es ein kleiner Bauernhof. Die damaligen Besitzer hatten sich vor dem Zweiten Weltkrieg entschieden, nach Österreich auszuwandern. Meine Oma hatte gerade etwas Geld geerbt und so hat sie sich als gebürtige Montanerin entschieden, mit Ihrem Mann Rudolf und Sohn Christian wieder in ihre Heimatgemeinde zurückzukehren. Seit einigen Jahren lebte sie mit meinem Großvater und meinem Vater in Kaltern, träumte aber immer davon, dieses Haus in Castelfeder zu erwerben und mit ihrer Familie dort einzuziehen.
Überhaupt hatte meine Großmutter ein bewegtes Leben. 1901 als Marianne Pfitscher in Montan geboren, erkannte sie schon ziemlich bald, dass man um etwas im Leben zu erreichen, auch manches Opfer bringen musste. Sie entschied sich 1916 alleine nach Rom zu fahren und arbeitete dort als Kindermädchen und konnte so die italienische Sprache erlernen.
Wieder daheim, bekam sie eine Arbeit bei der Postbehörde in Bozen und konnte bei ihrem Onkel wohnen, der dort eine Wohnung besaß. In den darauffolgenden Jahren kümmerte sie sich dann auch um ihn und versprach, dies bis zu seinem Tod weiter zu tun. Inzwischen hatte sie meinen Großvater kennengelernt, der als sudetendeutscher Flüchtling nach Südtirol gekommen war und in Kaltern arbeitete.
Als dann der Onkel meiner Oma starb, heirateten sie und 1938 kam dann mein Vater Christian auf die Welt. Ein Jahr danach kaufte das Paar den Bauernhof in Castelfeder und bis 1952 lebten sie von dem spärlichen Ertrag, den der Hof abwarf. Unter anderem bewirteten sie auch Wanderer, die damals eher selten in Castelfeder unterwegs waren.
Im Jahr 1952 starb dann mein Großvater und von da an wurde das Leben für meine Oma und meinen Vater schwierig, manchmal war kaum etwas zum Essen da. Mein Vater hatte in Bozen mit der Oberschule begonnen und verdiente sich als Kellner etwas Geld für die Ausbildung. An den Wochenenden kamen einige Wanderer und mein Vater erzählte oft, wie er mit dem Rucksack zu Fuß nach Neumarkt ging, um einige Flaschen Wein zu besorgen.
Eines Tages dann kamen einige Männer aus Österreich, die in Südtirol ein Haus suchten, um dort eine Stätte der Begegnung zwischen Südtirol und dem ehemaligen Vaterland zu schaffen. Der Plan war, ein Haus zu finden, das Schüler, aber auch Familien und Landesangestellte aus Oberösterreich zu einem günstigen Preis aufnehmen konnte, um einige Tage im ehemals österreichischen Südtirol zu verbringen. Es wurde in ganz Südtirol gesucht, 11 Objekte wurden begutachtet und schließlich entschied man sich für das Haus in Castelfeder. Ein Vertrag wurde abgeschlossen und die oberösterreichische Landesregierung verpflichtete sich, den damals noch kleinen Bauernhof in ein „Ferienheim“ umzubauen und einzurichten und meine Oma für ihren Teil hatte dann die Aufgabe, für die folgenden 20 Jahre die Gäste aufzunehmen und zu verköstigen. Man muss bedenken, dass meine Großmutter damals schon fast 60 Jahre alt war… eine mutige Entscheidung!
1958 war es soweit und die ersten Gruppen aus Oberösterreich kamen, meine Großmutter stellte 2 Mädchen aus Montan ein und so ging es los. Mein Vater hatte in der Zwischenzeit sein Studium abgeschlossen und einen guten Arbeitsplatz in einem Büro in Bozen gefunden und lernte dann auch meine Mutter Vilma kennen.
Meine Oma erzählte oft, wie mein Vater seine zukünftige Frau nach Hause brachte, „geschniegelt und gestriegelt“, sie kam ja aus Leifers, Tochter des damaligen Bürgermeisters, mit lackierten Fingernägeln und toupierten Haaren, also so gar nicht den Vorstellungen meiner Oma entsprechend, die sich ja eine Nachfolgerin wünschte, die so richtig anpacken konnte.
Als mein Vater dann von seinen Hochzeitsplänen sprach, war für meine Oma klar, Vilma musste eine Ausbildung machen, sonst würde sie der Hochzeit nicht zustimmen. In den 60er Jahren gab es in Südtirol noch keine sogenannte Frauenberufsschule, in Linz schon. Also musste meine Mutter für ein Jahr nach Oberösterreich, um dort alles zu lernen, was man so als „Hausfrau“ wissen musste. Das war eine sehr schwere Zeit für meine Eltern, die Autobahn gab es damals noch nicht und so sahen sie sich in diesem Jahr nur wenig.
Aber auch das ging vorbei und in den darauffolgenden Jahren arbeitete meine Mutter mit ihrer Schwiegermutter zusammen. Oma zog sich dann in den 70er Jahren so langsam zurück und meine Mutter führte dann den Betrieb bis 1995 weiter. In diesem Jahr verfiel der letzte Vertrag mit Oberösterreich und wurde nicht mehr erneuert. Insgesamt haben in all diesen Jahren 57.000 Oberösterreicher in Castelfeder Urlaub gemacht. Eine komplette Renovierung des Hauses wurde notwendig und mein Vater baute in den folgenden Jahren dann um, jedes Zimmer bekam ein Bad, der Seminarraum kam dazu und auch ein Freischwimmbad wurde errichtet.
Heute wird das Haus von mir in der 3. Generation geführt. Für mich ist es wichtig, dass es den Gästen hier gut geht, sie zur Ruhe kommen, die Natur und die Stille genießen und für die Zeit, die sie hier verbringen, den Alltag einfach einmal vergessen und zu sich selbst finden.
Wer hier Zeit verbringt, hat die Gelegenheit zu erleben, wie es ist, ohne Lärm und Hektik zu leben. Es ist Wellness für die Seele und den Körper!
Die Zimmern erinnern daran, wie das Haus entstanden ist, sie sind einfach eingerichtet, aber jedes Zimmer hat seit der letzten Renovierung ein eigenes Bad mit Dusche und WC. In den Zimmern gibt es keinen Fernseher, WLAN ist vorhanden. Der Außenbereich wurde umgestaltet, hier entstanden 2 neue Gartenlauben und der Park bietet einige romantische Plätzchen, um zur Ruhe zu kommen und mitten in der Natur die Seele baumeln zu lassen. Immer wieder erleben wir, wie unsere Gäste am Abreisetag noch draußen sitzen und den Blick noch einmal über diese wunderschöne Kulisse schweifen lassen und es fällt vielen schwer abzureisen, wir nennen das mittlerweile den „Castelfedereffekt“.
Auch kulinarisch haben wir einiges zu bieten, die Kocherei ist auch eine große Leidenschaft von mir. Gerne bereite ich auch vegetarische oder vegane Speisen zu und Gäste mit Unverträglichkeiten oder Allergien haben hier auch keine Probleme, satt zu werden.